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(Nicht nur) Babygedanken – von Erziehung, Bauchgefühl und derlei Dingen

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Ganz unbeachtet liegen manchmal über dreissig angefangene Blogposts in meinem Entwurfsordner. Ich schau mir die jetzt mal an und veröffentliche oder lösche die Entwürfe. Den Anfang macht dieser hier vom September 2018, der schon fast fertig geschrieben auf Veröffentlichung wartete. Eine lange Gedankenkette zum Thema Erziehung:

Babygedanken

Vor einiger Zeit habe ich geträumt, dass ich schwanger bin: Ich war etwas traurig darüber, dass die Schwangerschaft so an mir vorüberging und ich nix davon merkte. Beim genauen Hinspüren nahm ich jedoch Babystupser wahr und war ganz beruhigt. Im Gespräch mit einer anderen Schwangeren machte ich mir Gedanken, ob ich spontan entbinden wollte oder nach all meinen Erfahrungen lieber einen geplanten Kaiserschnitt wählen soll.

Ich war froh, als ich wach wurde und nicht schwanger war. Der Übergang von Traum zu Wachsein und das Realisieren, dass es nur ein Traum war, war dennoch etwas komisch. Da war ein bisschen Melancholie, weil ich diese kleinen Babyrumpler im Bauch doch schon wirklich gern mochte. Und meinen Babybauch sowieso.

Über Babies habe ich mich dann auch mit einer Freundin unterhalten. Wie das wohl wäre, nochmal so ein Winzbaby zu haben. Nochmal so einen kleinen Menschen auf seiner Reise ins Leben zu begleiten. Ich kam ganz schnell zu dem Entschluss, dass ich das gar nicht nochmal möchte. So schön ich die Babyzeit in Erinnerung habe, so sehr geniesse ich jetzt auch, dass meine Kinder groß sind. Ich habe eigentlich immer davon geträumt, Mutter von 4 Kindern zu sein. Nun ja. So manches Projekt ist ja auch ein Kind.

Kinder und Erziehung

Überhaupt hatte ich in letzter Zeit interessante Gespräche mit einer lieben Freundin und Wegbegleiterin zum Thema Kinder und Erziehung. Darüber, wie wir uns weiterentwickeln. Und wie sich die Ansichten und Dinge mit uns weiterentwickeln. Wie es manchmal erst der eigenen Heilung bedarf, um den Kindern Orientierung zu geben und eine Leitwölfin oder ein Leuchtturm zu sein.

Ich wäre sehr gespannt, einen Artikel über die Entwicklung deiner Haltung zu Erziehung/was Kinder brauchen zu lesen, falls du das teilen möchtest :) Solche Entwicklungen finde ich vieles spannender als starre Ansichten. Elli

Dieses Kinder erziehen ist in der Tat ein interessantes Thema. Als die Tochter geboren wurde, habe ich mir wenig Gedanken darüber gemacht. Das würde schon nicht so schwer sein, ein Kind großzuziehen. Haben andere auch hinbekommen. Nach und nach kamen dann aber doch Fragen auf und ich begann zu lesen, meine Ansichten zu hinterfragen und mir meinen Weg zu suchen. Ein Weg von Irrungen und Wirrungen, der immer noch anhält.

Das allermeiste, wichtigste und nachhaltigste über Beziehung, Kontakt und wie es gehen kann, habe ich nicht im Internet oder aus Fachbüchern gelernt, sondern im direkten Kontakt. Mit den Kindern selbst. Und mit den erfahrenen (Pikler)pädagoginnen im Kindergarten und meinem Freundeskreis. Dort habe ich Antworten auf meine Fragen bekommen, dort wurden Situationen wieder und wieder mit anderen Eltern auseinander genommen, wiederholt, beleuchtet, hinterfragt. Wir haben uns Konflikte angeschaut und die Mechanismen tief in unserem Inneren. Mit den Jahren hatte ich rückblickend aha-Erlebnisse. Ratschläge, die ich damals nicht verstand, mir heute aber sonnenklar erscheinen, Einschränkungen im Denken, weil ich eine feste Vorstellung davon im Kopf hatte, wie Dinge zu sein haben usw.

Hilfe annehmen

Für bestimmte Sorgen und Fragen haben wir Beratungen in Anspruch genommen, um einen anderen Blick zu bekommen oder Verwicklungen zu erkennen. Das kann oft schmerzhaft sein, weil dir Kinder knallhart den Spiegel vorhalten und dich an Themen ranführen, die du jahrelang in deinem Inneren wohlbehütet verborgen hast. Ich bin immer noch weit entfernt davon, alles richtig zu machen. Ich komme immer wieder an meine Grenzen. Und doch wage ich zu behaupten, dass da schon viel Heilung passieren konnte. Viel Vertrauen, Loslassen und Beziehung.

Über das Bauchgefühl

Eine Instanz, auf die ich mich nicht verlassen möchte, ist mein Bauchgefühl. Denn eben dieses Bauchgefühl hat ja einen Erfahrungsschatz aus eigenen Erlebnissen zur Grundlage, woraus es sich speist. Was kenne ich, was steht mir zur Verfügung, worauf kann ich zurückgreifen. Nicht immer sind diese Muster und Werkzeuge das, was es in der Situation gerade braucht, auch wenn mein Bauchgefühl das so sagt. Oder man das ja so macht. Wenn ich ein Bauchgefühl habe, dann kann ich es immer wieder reflektieren und hinterfragen. Und vielleicht auch mal entgegen meiner Komfortzone handeln.

Im Laufe der vielen Jahren habe ich einiges gelesen, ausprobiert, gehört, verworfen und neu entdeckt. Hier ist eine kleine unvollständige Liste der Informationen, Lektionen und Themen rund um Kindererziehung, die mich am meisten beeinflusst haben, dort zu stehen, wo ich gerade stehe.

  • Workshops mit Sadar Singh und Seva Kaur auf Yogafestivals zum Thema Concious Parenting
  • Texte und Vorträge von Jesper Juul, Marshall Rosenberg/gewaltfreie Kommunikation, Gerald Hüther
  • Gespräche mit den KindergärtnerInnen, LernbegleiterInnen und LehrerInnen meiner Kinder, auch wenn ich nicht zu jedem Zeitpunkt fähig war, zu verstehen, was sie mir sagen wollten
  • FreundInnen mit einem guten Blick auf mich, unsere Familiensituation und die Kinder
  • befreundete Familien mit eigenen Kindern zum Erfahrungsaustausch
  • Gesprächskreise und Foren im Kindergarten
  • Beratungsgespräche mit unseren PiklerpädagogInnen, TherapeutInnen und Beratungsstellen

Was die wichtigsten Aspekte, die ich lernen durfte (die sich auch nicht wirklich voneinander trennen lassen)

  • Beziehung :: Wie bin ich mit meinem Gegenüber in Beziehung. Wie sind wir Miteinander, wie wertschätzend, gleichwertig, im Austausch.
  • Kontakt :: echter Kontakt. Wie rede ich mit den Kindern, wie anwesend/präsent bin ich, wie interessiere ich mich für mein Gegenüber. Wie kommuniziere ich. Kontakt funktioniert nicht nur über Körperkontakt.
  • Haltung :: Wie möchte ich es haben? Wie ist meine Haltung? Je klarer ich da bin, desto besser gelingt es mir, den Raum für eine Situation zu halten. Desto größer oder kleiner ist der Spielraum für mich und die Kinder.
  • Klarheit :: Klarheit in dem was ich sage, wie ich etwas sage, wie ich handle. Klarheit kommt aus meiner Haltung. Ist meine Haltung nicht klar, kann meine Botschaft auch nicht klar sein. Kinder spüren da feinste Nuancen.
  • Orientierung :: Wenn mir selbst die Orientierung fehlt, kann ich für mein Kind keine Orientierung geben. Das habe ich mehr als einmal in meinem Leben gelernt. Wenn ich selbst umherirre, keine Richtung habe und mir nicht klar bin, kann ich keine Orientierung geben, nicht führen.

Mein Tipp

Wenn du Fragen oder Probleme hast, such dir eine Beratung (z.B. über den Pikler-Verband oder Family Lab). Das kostet vielleicht etwas Geld und Aufwand, ist vielleicht auch nicht immer leicht, weil Themen hochkommen können, die angeschaut werden wollen, aber so wertvoll und nachhaltig. Die Caritas bietet in vielen Städten auch kostenlose Familienberatungen an. Wenn ein Profi von Aussen und mit differenziertem Blick auf deine Situation schauen kann, dann hilft oft schon das gemeinsame Hinschauen, um blinde Flecken zu entdecken und eine verfahrene Phase wieder aufzulösen.


Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine Teekasse. Nur eben virtuell. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3

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Der Beitrag (Nicht nur) Babygedanken – von Erziehung, Bauchgefühl und derlei Dingen erschien zuerst auf Jademond.


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